Der kreative Prozess für die Illustrationen von ‚Als Marie den Winter verzauberte‘ durchlief mehrere sorgfältig geplante Phasen:

Konzeptphase

Alles beginnt mit schnellen Bleistiftskizzen im Skizzenbuch. Jedes Erlebnis, jedes Lied, jede Begegnung mit anderen Menschen dient zur Inspiration und wird in einem kleinen Skizzenbuch festgehalten, welches ich immer bei mir habe. In diesem experimentiere ich mit verschiedenen Bildkompositionen. Welche Perspektiven passen zusammen, das Zusammenspiel einzelner Elemente ist sehr wichtig.

Bei Marie zum Beispiel sollte der Fokus auf der  Dynamik zwischen den ruhigen Winterszenen und den magischen Momenten der Geschichte liegen

Sind alle Seiten grob geplant geht es ans Storyboard und die Feinarbeit kann beginnen. Dort plane ich dann den Rhythmus des Bilderbuchs, welche Szenen bekommen eine Doppelseite, wo arbeite ich mit kleinen Vignetten, wie fließen Text und Bild ineinander.

Am Storyboard wird die Geschichte in Schlüsselmomente aufgeteilt: Die verschneite Fenstersituation als Einstieg, Marie im Garten beim Erschaffen des Schneepferds, der magische Moment der Verwandlung im Mondlicht, die verschiedenen Abenteuer mit Luna und der emotionale Abschied im Frühling.

Das Storyboard hilft mir, den visuellen Rhythmus des Buches zu entwickeln, ruhige Szenen wechseln mit dramatischen Momenten oder welche Elemente werden wo platziert. Hier skizziere ich diese vorher und reiße sie dann in kleine Papierfetzen, ordne diese an und forografiere sie.

Vorbereitende Zeichnung

Für die finalen Illustrationen verwende ich hochwertiges Aquarellpapier (300g/m², 100% Baumwolle) mit einer feinen Körnung, die besonders schöne Farbverläufe ermöglicht. Die detaillierte Bleistiftzeichnung erfolgt mit einem weichen 2B-Stift, sehr zurückhaltend, um die spätere Transparenz der Farben nicht zu stören.

Farbkonzept

Die Winterstimmung wird durch eine sorgfältig ausgewählte Palette erreicht. Ich benutze Farben mit denen ich schon lange arbeite und weiß, wie sie sich verhalten:

– Ultramarinblau und Indigo für die nächtlichen Himmel
– Cobaltblau für die Schneeschatten
– Paynesgrau für subtile Übergänge
– Permanent Karmin für warme Akzente
– Eisenoxidrot für den wichtigen roten Schal
– Verschiedene Gelbtöne für das Mondlicht
– Gebrannte Siena – ein warmes, transparentes Braun mit leichtem Rotanteil
– Umbra gebrannt für tiefe, erdige Schattentöne
– Lichter Ocker für sanfte, warme Akzente
– Indischgelb für leuchtende, warme Übergänge

Maltechnik

Die Magie der Illustrationen entsteht durch verschiedene Aquarelltechniken:

– Nass-in-Nass für den Himmel und die weichen Übergänge
– Lasierendes Arbeiten mit bis zu 7 transparenten Farbschichten für Tiefenwirkung
– Granulationstechniken für interessante Schneestrukturen
– Spritztechnik mit einer alten Zahnbürste für feine Schneeflocken
– Salzeffekte für glitzernde Highlights
– Negative Malerei für die leuchtenden Mondstrahlen
– Trockenpinseltechnik für feine Details

Jede Illustration braucht mehrere Tage, da die einzelnen Schichten vollständig trocknen müssen. Diese langsame, meditative Arbeitsweise passt perfekt zur winterlichen Stille der Geschichte.

Die größte Herausforderung ist es, die Balance zwischen der Zartheit des Winters und der Lebendigkeit der magischen Momente zu finden. Jedes Bild soll die Fantasie der kleinen Leser anregen und sie in Maries verzauberte Winterwelt entführen.

Dies war der phyische Teil, der Teil den man berühren und fühlen kann. Im nächsten Artikel beschreibe ich die Digitalisierung, denn nur mit dem Malen, ist die Entstehung eines Bildesbuches nicht getan. Das wird aber Stefan übernehmen, ohne den diese Webseite und auch das Buch nicht möglich gewesen wären.

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